Die Renaissance Europas
In den Vereinigten Staaten sind höhere Zölle auf Importe aus mehreren Dutzend Ländern in Kraft getreten. Für die Europäische Union – was uns aus verständlichen Gründen am meisten interessiert – betragen sie größtenteils 15 Prozent, einschließlich Autos. Damit sind eines der wichtigsten deutschen Exportprodukte in die USA betroffen.
Wie sieht der globale Handel in den letzten Monaten aus? Es zeigt sich, dass die Exporte leicht zugenommen haben. China exportiert derzeit deutlich weniger Waren in die USA, dafür aber mehr in die EU und nach Südostasien. Die deutschen Exporte in die Vereinigten Staaten gingen hingegen im Vergleich zum Mai um 2,1 Prozent und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,4 Prozent zurück. Im Juni belief sich ihr Wert auf genau 11,8 Milliarden Euro.
Exporte nach China steigen
Der Großteil der deutschen Exporte in den Handel mit Nicht-EU-Ländern ging weiterhin in die USA. An zweiter Stelle steht jedoch China: Deutsche Exporteure lieferten Waren im Wert von 6,9 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 1,1 Prozent im Vergleich zum Mai dieses Jahres entspricht. Experten betonen, dass es sich hierbei um einen Aufwärtstrend handelt. Die Exporte nach Großbritannien stiegen um 0,4 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.

Foto: Daniel Torok/Wikipedia
Bereits vor der Wahl Trumps befürchteten deutsche Unternehmen ernsthafte Auswirkungen der im Wahlkampf angekündigten Zölle, darunter den Verlust von Arbeitsplätzen. Diese Befürchtungen nehmen zu, wie Helena Melnikov, Präsidentin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), betonte: „Die Anhebung des Basis-Zollsatzes in den USA auf 15 Prozent verschlechtert die Lage vieler international tätiger deutscher Unternehmen deutlich.”
Was rettet deutsche Unternehmen?
Bemerkenswert ist, dass der Gesamtwert der deutschen Exporte in Nicht-EU-Länder im Juni 57,5 Milliarden Euro betrug. Im selben Monat exportierten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 73 Milliarden Euro in EU-Länder, während der Wert der gesamten deutschen Exporte im Juni 130,5 Milliarden Euro betrug. Dies entspricht einem Anstieg von 0,8 Prozent gegenüber Mai und 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Laut deutschen Experten liegt dies daran, dass deutsche Unternehmen klug und effektiv auf die aktuelle Situation reagieren und intensiv neue Märkte erschließen. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), erklärte: „Dies ist auch das Ergebnis der Tatsache, dass die europäischen Märkte eine starke Wiederbelebung erfahren und stabile wirtschaftliche sowie politische Bedingungen bieten. Das müssen wir weiterentwickeln.”
Appell für fairen Handel
Melanie Vogelbach, Expertin für Außenhandel bei der DIHK, sieht einen weiteren positiven Impuls: Das Vertrauen europäischer Unternehmen in den Handel innerhalb des EU-Binnenmarktes wächst. Gleichzeitig appellierte sie an die EU, den internationalen Handel durch neue Abkommen und eine klare Position für freien und fairen Handel zu unterstützen. Ihrer Meinung nach sollten die Abkommen der EU mit den Mercosur-Staaten, Indien und Indonesien schnell umgesetzt werden, obwohl es teilweise Widerstand gibt – aus Sorge, dass unsere Märkte durch billige, unkontrollierte Waren aus diesen Ländern überschwemmt werden könnten.
„Das Vertrauen europäischer Unternehmen in den Handel innerhalb des EU-Binnenmarktes wächst.”
Die chinesischen Unternehmen passen sich bereits an: Nach Angaben der chinesischen Zollbehörden gingen die Exporte in die USA im Juli gegenüber Juli 2024 um 21,7 Prozent zurück, während mehr Waren nach Europa und Asien gelangten. Die Exporte in die EU stiegen im Jahresvergleich um 9,2 Prozent, die Exporte in die ASEAN-Länder um 16,6 Prozent.
USA – Rest der Welt
Im Frühjahr 2025 provozierte US-Präsident Donald Trump einen Konflikt mit Handelspartnern weltweit. Die höheren Zölle, die anderen Ländern auferlegt wurden, sollen Amerika „wieder groß und reich machen”. Offenbar geschieht dies auf Kosten anderer Länder, die von Verarmung bedroht sind. Trump beschuldigte die EU und andere Handelspartner wiederholt, die USA beim Export zu „betrügen” und behauptete, dass die EU zu Ungunsten der Vereinigten Staaten gegründet worden sei. Infolgedessen gelten nun 15-prozentige Zölle auf Exporte aus der EU in die USA – weniger als ursprünglich angekündigt, aber deutlich höher als der bisherige Satz.
Viele Details bleiben unklar. Unter anderem verhandeln China und die USA weiterhin, ebenso wie Mexiko. Zur Erinnerung: US-Importe aus China unterliegen einem Zollsatz von 30 Prozent, während US-Exporte nach China einem Satz von 10 Prozent unterliegen.
Das nächste Opfer von Trump?
Der US-Präsident macht keine Pause. Anfang August drohte er, Strafzölle gegen Länder zu verhängen, die im Energiesektor mit Russland Geschäfte machen, da sie damit indirekt den Kreml im Krieg gegen die Ukraine unterstützen würden. Deshalb traf es Indien mit Sonderzöllen. Auch kleinere Länder könnten in eine schwierige Lage geraten. Beispielsweise scheiterten die Gespräche zwischen den USA und der Schweiz über die Vermeidung von 39-prozentigen Zöllen auf Schweizer Importe. Der Schweizer Technologieverband Swissmem spricht von einem „horrorähnlichen Szenario” und warnt, dass die Exporte der Schweizer Technologieindustrie in die USA praktisch zusammenbrechen würden, insbesondere angesichts der niedrigeren Zölle für Wettbewerber aus EU und Japan.
Wie man sieht, könnte dies zu einem Vertrauensverlust gegenüber den USA führen – nicht nur für die Schweiz. Es stellt sich die Frage, ob Donald Trump weiterhin als verlässlicher Partner betrachtet werden kann.